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  • Jirka A. Bacik

Der große Fehler

Warum es die e-Learning-Branche angeblich total vermasselt.


Neulich bin ich über ein interessantes Video gestolpert, das über den "Big Mistake in e-Learning" zu berichten weiß. Der Fehler, so die Schöpfer des (nicht mehr ganz neuen) Videos, hat nichts mit Schokoladeneis oder hübschen Krawatten zu tun, sondern mit Information. Schauen Sie doch einfach mal rein.


Haben Sie sich das Video angeschaut? Falls nicht, hier eine kurze Zusammenfassung: Kunden von Lernanwendungen stellen anscheinend zu oft Information in den Vordergrund - und damit nicht die praktischen Probleme, die mit selbiger (der Information) oder selbigen (den Lernawendungen) angegangen werden sollten. Und das mag ja auch stimmen.


Aber...


... das ist ja kein spezifisches Problem von e-Learning.

Es ist nun wirklich nicht so, dass ausschließlich die Schöpfer virtueller Lernumgebungen Unterricht auf diese Weise konzipieren. In der Schule oder in der Universität sind Lernangebote in aller Regel genauso (oder noch viel konsequenter) vom Anwendungskontext losgelöst. Und warum sollten es e-Learning-Profis dann auch anders machen?


... das ist auch kein generelles Problem der Branche

Ich selber arbeite seit vielen Jahren in bzw. mit Agenturen in ganz Europa, die im Bedarfsfall problemorientierte Ansätze favorisieren und erfolgreich umsetzen. Und zwar ungefähr so, wie es das Video als den großen "Shift" vorstellt, den die Branche noch nicht erlebt hat. Es tut der Branche nicht gut, sich Probleme zu attribuieren, die sie gar nicht hat. Vor allem, wenn es das Ziel ist, die eigene Methode als seltene Alternative zu akzentuieren.


... e-Learning ist nicht nur Performance Support.

Die problemorientierte Methode als den Königsweg zu feiern, ist auch eine recht verkürzte Sichtweise. Natürlich ist Performance Support gerade ein beliebtes Etikett, um e-Learning zu verkaufen (und das Thema ist in der betrieblichen Weiterbildung ja in der Tat sehr wichtig) - aber es gibt eben auch andere Lernsituationen, in denen es nicht vordergründig um Performance, messbare Ziele und dergleichen geht. Und dazu gibt es viele andere Ansätze, die ebenso (oder mitunter weit mehr) zielführend sind.


Meiner Meinung nach ist das wirklich große Problem der Branche ein häufig unreflektierter und nicht wirklich wertschätzender Umgang mit sich selbst. In sportlichem Tempo werden neue Schlagworte und Pseudo-Begriffe geprägt und verbreitet, die dann kurze Zeit als der absolute Beweis wahrer Professionalität gelten: Da muß es hier unbedingt immer "Blended Learning" sein, dort ist alles, was nicht "engaging" ist, vollkommener Schrott. Oder man kommt nur mit "Storytelling" wirklich weiter. Die Weitergabe des Wissens in den vielen Blogs erfolgt anscheindend nicht, um als Kollektiv (und innerhalb desselben darf ja gerne konkurriert werden) gemeinsam Lösungen zusammenzutragen und zu wachsen, sondern eher mit dem Ziel, anderen, die nicht auf diesen oder jenen Zug aufgesprungen sind, unschöne Attribute anzuhängen: altmodisch, uneffektiv, verschult, verplant oder unzeitgemäß. Ich habs raus, und alle anderen nicht. So kann eine Profession einfach nicht wachsen. Weil sie so nicht existiert.


Patentrezepte gibt es nicht. Wie auch im wirklichen Leben. Oft kommen wirklich neue Lösungen dadurch zustande, dass man existente Lösungen anerkennt, auf ihre Gültigkeit in verschiedenen Zusammenhängen überprüft, Dinge kombiniert, hinterfragt - und daraus schrittweise Neues ableitet. So geht Innovation.

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